Die aktuelle Botschaft

Aus dem Tagebuch

von Wolfgang Nitschke

Wolfgang Nitschke - © Manfred Linke / laif
Die aktuelle Botschaft
 
Aus dem Tagebuch

Von Wolfgang Nitschke
 
16.3.24
 
Die aktuelle Botschaft
 
Es gibt Menschen, die sind so lieb, so herzlich, ja, so knuddelig, über sie sagt man, bei ihnen läge ihr Herz auf der Zunge. Oder so ähnlich. Und sie blieben auch ihrer feinen, vornehmen Art der Rede treu, soll­te ihr Gegenüber bekanntermaßen zu den allgemein und weltweit an­erkannten – ich möcht' es mal zurückhaltend formulieren - geborenen Riesenarschlöchern gehören. Solche Menschen also,die auch im Ge­spräch mit „schwierigen“ Personen bei ihrer ausgesucht höflichen, ja, höfischen Etikette bleiben, werden vorzugsweise gebraucht für den Job des Außenministers oder auch angefragt für den sog. Di­plomati­schen Dienst, den Posten eines Botschafters, eines General­konsula­teurs. Deswegen waren diese Herrschaften in früheren Zeiten auch wohl oftmals von Adel.
Dies alles kann man einem gewissen Herrn Andrij Melnyk nicht un­bedingt nachsagen. Weswegen man sich über ihn in seiner Zeit als Botschafter der Ukraine in Deutschland – gelinde gesagt – immer häufiger wundern durfte.
Als ehemaliger Botschafter wohnte der Herr Melnyk nun dieser Tage der Taurus-Marschflugkörperdebatte im Bundestag bei. Da er dort seinen Senf nicht los werden konnte, nutzte er die dafür geschaffe­nen sozialen Medien, um ihn dem SPD-Fraktionschef Rolf Mützenich bei ungleich größerer Breitenwirkung direkt zu servieren - via X for­merly known as Twitter, dann twix, dann wix und jetzt nur noch X – Herr Andrij Melnyk wortwörtlich, aber diesmal nur kurz und knapp über Rolf Mützenich:
„Habe immer gesagt, dieser Typ war und bleibt der widerlichste deutsche Politiker. Für immer und ewig.“
Das war der ehemalige Botschafter der Ukraine mit seiner ganz aktuellen Botschaft.

***

Noch ein Wort zum Begriff des „Widerlichen in der Politik“:

Gestern wurde vom EU-Parlament das umstrittene Lieferketten­gesetz verabschiedet (umstritten, weil Deutschland sich enthalten hat, d.h. dagegen gestimmt hat, und "verabschiedet" im Sinne von Auf Nimmerwiedersehen). Herr Lindner vonne Äffffeddddde­peeeeeh war so freundlich, den Tagesschau-Guckern zu erklären, warum Deutschland sich nicht einmal an diesem winzigsten Schritt zu einer minimalsten Humanisierung des Neoimperialismus betei­ligen wird. Herr Lindner, biddeschön, wären Sie so nett und würden unseren Lesern noch mal erklären, warum durch das neue Lieferkettengesetz alles noch schwieriger werden könnte, biddeschön:
„Die Entscheidung der EU ist bedauerlich. Die europäische Liefer­kettenrichtlinie führt zu sehr viel praxisferner Bürokratie. Wir hätten uns eine bürokratieärmere und praxistauglichere Lieferkettenrichtlinie gewünscht.“
Ich weiß ja nicht, wie der Herr Lindner so privat ist (vielleicht ja sogar noch schlimmer), und wir wissen auch nicht, wie lange der Herr Lind­ner es in so ner Klamottenfabrik oder so nem Steinbruch für Minder­jährige in Bangladesh aushalten würde, wenn man ihn dort – sagen wir mal für ein 6-Wochen-Praktikum – bürokratieär­mere und praxis­tauglichere Luft schnuppern ließe. Ob er sich nach Absolvierung des Praktikums selbst als beinharter Verteidiger der widerlichen Verhält­nisse zum aktuell widerlichsten Politiker Deutschlands kürte oder darauf wartete, daß jemand anderer das von ihm behaupten würde, käme allerdings auf eine in der Tat etwas bürokratieärmere und praxistauglichere Praktikum-Richtlinie an. Auf der Skala der Widerlichkeiten wird bis zum Schluß immer noch Luft nach oben sein.
Nur der Widerlichste von allen wird er nicht werden. Er müßte sich dann schon die Goldmedaille teilen mit diesem deutsch-nationalen Unterhemden-Opa von Trigema. Und dann kommt womöglich dieser dämliche Schimpanse umme Ecke und will auch noch n Stück vom Kuchen.
Nee, ich denk, widerlich is kein Kriterium. Der Mensch is nun mal so. Ganz einfach. Simpel gestrickt.